In der Haute Horlogerie werden verschiedene Komponenten des Uhrwerks wie Brücken, Kloben, Platinen und Zahnräder in aufwendiger Handarbeit mit Dekorationsmustern verziert oder mit speziellen Oberflächenbehandlungen weiter veredelt. Während Zierschliffe nur der Ästhetik dienen, verbessert etwa eine Vergoldung zusätzlich die Langlebigkeit und Funktionalität.
Eine IWC ist nicht nur ein präzises Instrument für die Zeitanzeige, sondern auch ein Schmuckstück am Handgelenk eines Mannes von Welt. Zwar ist das Zifferblatt der Hauptdarsteller einer mechanischen Luxusuhr.
Doch der wahre Connaisseur findet vollkommene Schönheit auch dort, wo das Auge nicht sofort hinblickt: „Verschiedene Komponenten des Werks wie Platinen, Brücken oder Kloben werden aufwendig verziert oder veredelt. Neben Komplikationen wie dem Ewigen Kalender oder Tourbillon sind diese Dekorationen ein ebenso wichtiger Bestandteil der Haute Horlogerie“, weiss Christian Satzke, Projektmanager Werke bei der IWC. Bei vielen Zeitmessern aus Schaffhausen sind manche dieser Verzierungen durch den Glasboden des Gehäuses sichtbar.
DIE DEKORATION HAT IN SCHAFFHAUSEN TRADITION
Unter dem Begriff „Finissage“ werden verschiedene, teils mehrere Jahrhunderte alte Bearbeitungstechniken zusammengefasst. Darunter fallen unter anderem Schliffe, Polituren oder Prägungen, aber auch traditionelle Gravurverfahren wie das Ziselieren oder Guillochieren. Verbreitet sind zudem galvanische Verfahren. „Während etwa Zierschliffe ausschliesslich der Ästhetik dienen, streben wir mit der Vergoldung einer Komponente auch eine Verbesserung von Langlebigkeit und Funktionalität an“, macht Satzke deutlich.
Die IWC blickt auf eine über langjährige Tradition in der Werksdekoration zurück. Schon die ersten F.-A.-Jones-Kaliber wurden mit Schliffen und Gravuren verziert – obwohl sie später in den fertigen Taschenuhren gar nicht sichtbar waren. Ihre Renaissance erlebten die Dekorationen auf dem Höhepunkt der Quarzkrise, als sich die Manufaktur am Rhein auf die Haute Horlogerie konzentrierte. Neben technischen Innovationen rückte ab jenem Zeitpunkt auch die optische Verschönerung der hochwertigen Uhrwerke noch viel stärker als früher in den Vordergrund.
ZIERSCHLIFFE UND GRAVUREN ERFREUEN DAS AUGE
Das häufigste dekorative Element sind verschiedene Zierschliffe: „Durch Schleifen oder Polieren werden Muster auf Brücken, Kloben oder Platinen angebracht“, erklärt Satzke. Häufig anzutreffen sind etwa die sogenannten Genfer Streifen oder „Côtes de Genève“, die in der Regel mit parallel verlaufenden Linien ausgeführt werden. Beliebt ist aber auch die „Perlage“ aus dicht beieinanderliegenden Kreisen oder der Sonnenschliff, bei dem kreisförmige Linien vom Zentrum ausgehen. Oft wird auf einem einzigen Uhrwerk eine Kombination von Schliffen eingesetzt: Beim Kaliber 52610 der Portugieser Perpetual Calendar beispielsweise wurden die Kalenderplatte und die Werksplatine mit einem Perlschliff versehen, die Federhausbrücke ist demgegenüber mit Genfer Streifen in Rundschliff-Ausführung verziert.
Auch kunstvolle Gravuren sind ein wichtiges Dekorationselement. Neben dem Schriftzug „International Watch Co.“ werden unter anderem die Kaliber- und Werksnummer, die Anzahl der Juwelen oder die maximale Gangreserve in die Manufakturwerke eingraviert. Das anspruchsvolle Gravur-Handwerk ist in Schaffhausen untrennbar mit dem Namen Wolfgang Siegwart verknüpft, der in den 1990er-Jahren als Chef-Graveur der IWC wirkte. Mit Stichel und Graviernadel brachte er seine unverwechselbare Handschrift auch auf jeder „Grande Complication“ an – und machte die Zeitmesser so zu umso begehrteren Unikaten. Unvergesslich ist auch die auf 20 Exemplare limitierte Da Vinci Tourbillon Four Seasons, auf deren Zifferblatt Siegwart vier kunstvolle Figuren eingravierte.
EINE DÜNNE SCHICHT VERBESSERT DIE FUNKTIONALITÄT
Während Zierschliffe und Gravuren vor allem das Auge erfreuen, wird mit galvanischen Verfahren zusätzlich eine Verbesserung der funktionalen Eigenschaften angestrebt. In einem elektrolytischen Bad wird eine Komponente aus Stahl oder Messing dabei mit einer hauchdünnen Schicht Edelmetall überzogen. „Wird beispielsweise ein Zahnrad vergoldet, vermindert sich die Reibung und der Wirkungsgrad des Mechanismus erhöht sich insgesamt“, präzisiert Satzke. Die Veredelung schützt aber auch wirksam vor Verschleiss und Oxidation. Häufig trifft man in den Manufakturwerken der IWC Vergoldungen und Vernickelungen an. Einige Teile werden zudem rhodiniert: Der galvanische Überzug mit dem aus Platin gewonnenen Rhodium macht sie extrem hart und korrosionsbeständig – und verleiht ihnen erst noch eine attraktive Farbe.
Various components in iwc's in-house movements are lovingly hand decorated
Andere Bearbeitungstechniken haben sowohl eine ästhetische als auch eine funktionale Komponente. Beim Anglieren etwa werden scharfe Kanten an Brücken und Platinen abgerundet. „Die Teile sehen danach nicht nur hochwertiger aus, sondern es wird auch verhindert, dass sich kleinste Metallsplitter lösen und mit dem Öl verharzen“, beschreibt Satzke den Vorteil des Verfahrens. Gleiches gilt für das Rollieren: Das Druckpolieren der Wellenzapfen verbessert die Optik und reduziert gleichzeitig die Reibung zwischen den Zapfen und ihren Lagern.
Mit der Lancierung der neuen Portugieser-Familie hat die IWC auch das Bläuen wieder in die Palette der Veredelungstechniken aufgenommen: Schrauben aus Stahl werden dabei während einem definierten Zeitraum auf 290 Grad Celsius erhitzt und anschliessend wieder erkaltet. Diese Härtebehandlung macht den Stahl nicht nur widerstandsfähiger und zäher, sondern lässt die Schrauben auch in einem tiefen Kornblumenblau erstrahlen. Im Kaliber 52610 etwa werden gebläute Schrauben als Brückenschrauben und für die Fixierung der aus purem Gold gefertigten Schwungmasse eingesetzt.
DIE SKELETTIERUNG LEGT DAS HERZ DER UHR FREI
Eine sehr seltene Spielart der Dekoration ist schliesslich die Skelettierung. Dabei wird alles nicht zwingend benötigte Material aus Platinen, Brücken und Kloben herausgeschnitten. Und das Resultat ist faszinierend: Selten offenbart sich dem Betrachter das Zusammenspiel der verschiedenen Werkskomponenten in dieser Deutlichkeit. Die Herstellung einer Skelettuhr gilt jedoch als äusserst anspruchsvoll. Wohl auch deshalb wird sie von den angehenden Uhrmachern immer wieder zum Meisterstück für den Abschluss ihrer Ausbildung auserkoren. Reguläre Skelettuhren aus Schaffhausen sind rar: Nur gerade die IWC Portugieser Minutenrepetition Skelett Ref. 5241 und die Portugieser Tourbillon Mystère Skelett Ref. 5043 wurden in dieser transparenten Ausführung herausgegeben.
Die verschiedenen, mitunter extrem aufwendigen Dekorationen und Veredelungen treiben den bereits hohen Standard in der Haute Horlogerie noch weiter auf die Spitze. Das zeigt sich auch daran, dass selbst diejenigen Komponenten liebevoll verziert werden, welche der Besitzer der Uhr eigentlich gar nicht zu Gesicht bekommt – etwa die Kalenderplatte des Ewigen Kalenders in den 52er-Kalibern. „Für mich bringen diese Arbeiten deshalb besonders deutlich zum Ausdruck, wie hoch bei der IWC der Anspruch an die Uhrmacherkunst ist“, fasst Satzke abschliessend zusammen.
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