Unsere Zeitmesser werden einer ganzen Reihe Tests unterzogen, um zu gewährleisten, dass sie den hohen Standards von IWC entsprechen. Michael Friedberg nimmt uns mit hinter die Kulissen des Testlabors, um die Menschen und Verfahren kennenzulernen, die unseren Uhren zu einem langen Leben verhelfen.
Sie werden erschüttert, unter Druck gesetzt, gezogen und fallen gelassen. Sie werden erhitzt, Stössen ausgesetzt und eingetaucht. Was mit einer IWC Uhr in einem unscheinbaren Gebäude am Rhein geschieht, könnte einem Uhrenliebhaber das Herz brechen. Was so weit in Ordnung ist, solange es der Uhr nicht genauso geht.
Das IWC Labor ist der Ort, an dem unsere Zeitmesser umfangreichen Tests unterzogen werden, um zu sehen, wie gut sie sich unter gewöhnlichen – und aussergewöhnlichen – Umständen schlagen. Dieser Vorgang nennt sich «Homologation». Mit einem Inneren, das mehr an einen Klassenraum als an das uhrmacherische Äquivalent eines mittelalterlichen Kerkers erinnert, täuscht die Schlichtheit des IWC Labors über seine Bedeutung hinweg.
Das Gesetz des Stärkeren
Wenn man das Labor betritt, sieht man verschiedenste Testgeräte, die zum Teil Vorrichtungen einer Wissenschaftsmesse ähneln. Eines testet beispielsweise, manchmal bis zu 3.000 Stunden lang, den Verschleiss von Automatikrotoren unter beschleunigten Testbedingungen. Andere Geräte dienen Stoss- und Aufpralltests und simulieren sieben Lebensjahre einer Uhr. Da Licht, Hitze, Stösse und Bewegung als nicht ausreichend erachtet werden, setzt eine weitere Maschine Komponenten Magnetfeldern von bis zu 600.000 A/m aus.
Jedes neue Uhrenmodell wird bis an seine Grenzen getestet. Wenn es die geplanten Gefahren der Testexperten von IWC überlebt, sollte es sich in der echten Welt wacker schlagen. Alle Zulassungstests finden im «Rohzustand» statt: Ganze Uhrwerke werden den Testbedingungen ausgesetzt und auseinandergenommen; anschliessend werden die unzähligen Teile auf Korrosion, Verschleiss, Schmierung und präzise Zeitmessung getestet.
Jedes neue Uhrenmodell wird bis an seine Grenzen getestet. Wenn es die geplanten Gefahren der Testexperten von IWC überlebt, sollte es sich in der echten Welt wacker schlagen
Das IWC Labor entwickelt und realisiert Testprotokolle für die Gehäuse und Uhrwerke des Unternehmens in einem Mass, das in der Industrie sicherlich einzigartig ist. Dominic Forster, Leiter des IWC Labors, hat im Grunde sein eigenes Labor für wissenschaftliche Experimente aufgebaut. Um die Testergebnisse zu dokumentieren, wird eine Highspeed-Kamera zusammen mit mehreren Mikroskopen verwendet. Ausserdem kommt ein digitaler Lichtkasten zum Einsatz.
Das Budget für die Testmaschinen kann umfangreich sein: Allein die Kosten für die Kamera liegen bei 100.000 CHF. Andere Geräte müssen von Forster und seinem Team konstruiert werden, da für das breite Spektrum an notwendigen Tests keine Industrieverfahren existieren. Alle Tests überprüfen jedoch, dass alles innerhalb gegebener Standards geschieht. Falls Industriestandards vorhanden sind, wird ISO, DIN oder NIHS verwendet. Falls nicht, entwickelt IWC seine eigenen Standards oder arbeitet im Rahmen der Richtlinien seiner Muttergesellschaft Richemont.
Über die Grenzen hinaus
Die meisten Uhrenunternehmen testen ihre Gehäuse auf Wasserdichtigkeit. Doch nur wenige, wenn überhaupt, kontrollieren einzelne Gehäuseteile über die Messung hinaus. IWC allerdings testet wiederholt auf Toleranzen in simulierten Nutzungskonditionen. Es gibt sogar eine ausgeklügelte Maschine, die die Drücker von Chronographen aktiviert, 10.000 Mal den Reset-Drücker und 20.000 Mal den Start/Stopp-Drücker. Wenn die Drücker diesem übermässigen Gebrauch standhalten, werden sie am Handgelenk des anspruchsvollen Uhrensammlers mit Leichtigkeit überleben. Selbst die Schrauben für die Kronen werden Tests unterzogen.
Zu den interessanteren Maschinen gehört ein Pendel, das ein wenig an seinen ominösen Namensvetter in einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe erinnert. Es testet das Äquivalent eines Falls der Uhr aus einer Höhe von einem Meter auf Holzboden. Sportuhren wie die Pilot, die Aquatimer und die Ingenieur werden auf bis zu 100.000 Stösse getestet, was sportliche Aktivitäten wie Tennis, Golf oder Downhill-Biken simuliert. Komplexe Uhren wie Tourbillons werden nach den Tests auseinandergenommen, um die Schäden zu untersuchen.
Bei der Herstellung einer Uhr geht es nicht nur um das Design und die Produktion eines Uhrwerks, das dann in ein Gehäuse eingesetzt wird. Ein Unternehmen wie IWC, das nach den höchstmöglichen Qualitätsstandards strebt, verlässt sich auf Menschen wie Forster und sein hoch mechanisches Testlabor. Die Maschinen, Tests und Standards – also im Grunde das Labor selbst – stehen so ziemlich an der Spitze der Industrie.
Dieses besondere Labor ist der Öffentlichkeit verborgen, aber es gewährleistet, dass jede Uhr unter strengen Kontrollen und von talentierten Ingenieuren ausgiebig überprüft wurde. Eine IWC Uhr wurde nicht einfach nur getestet: Sie wurde weich gekocht und getreten. Und das sind gute Neuigkeiten.
Michael Friedberg sammelt seit über drei Jahrzehnten Uhren, insbesondere von IWC. Von 2001 bis 2015 war er Moderator des IWC Sammlerforums und hat ausführlich über die Geschichte und die technischen Funktionen von IWC geschrieben.
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